4. Schweizer Fische – gefährdete Vielfalt
Die Schweiz ist ein Fischparadies. Die letzte Eiszeit hat eine Gewässerlandschaft hinterlassen, in der sich eine einzigartige Fischvielfalt entwickeln konnte. Fast jeder See oder Fluss ist Lebensraum seltener, oft nur lokal vorkommender Fische. Doch dieser Reichtum ist in Gefahr: Im Jahr 2020 sind von über 100 beschriebenen einheimischen Fischarten mindestens 15 Arten verschwunden, rund die Hälfte ist stark gefährdet, und viele Arten sind wohl noch unbekannt. Deshalb arbeiten Behörden und Wissenschaft intensiv an der Erfassung und Erforschung der einmaligen Schweizer Fischwelt – denn man kann nur schützen, was man kennt.
4.1 Projet Lac und Progetto Fiumi: Modernes Inventar der Schweizer Fische
In der Schweiz ist rund die Hälfte der einheimischen Fischarten stark gefährdet. Doch wie viele Arten sind es genau? Wo leben sie, und wie kann man sie zukünftig schützen? Um dies zu beantworten, hat das Schweizerische Wasserforschungsinstitut eawag in den Jahren 2010-2018 die Forschungsprojekte Projet Lac und Progetto Fiumi durchgeführt. Dabei haben Wissenschaftler in 31 Seen sowie unzähligen Flüssen und Bächen systematisch Fische gesammelt und erstmals ein umfassendes Inventar der Schweizer Fische erstellt. Rund 20 000 Fische dieser Momentaufnahme bilden nun die nationale Referenzsammlung des Museums.

4.2 Referenzsammlung
Die Referenzsammlung des Museums enthält aus jedem Gewässer bis zu 30 Fische derselben Art. Dies ist notwendig, damit Unterschiede in Genetik und Körperbau zwischen den einzelnen, oft nur lokal vorkommenden Arten statistisch sicher nachweisbar sind: Ein einziges Exemplar einer Art wäre nur ein Zufallsbefund.

4.3 Elritzen
2020 haben Wissenschaftler des Museums mit genetischen Untersuchungen gezeigt, dass in der Schweiz drei Arten Elritzen vorkommen: Die italienische Elritze und zwei Arten, die nur aus Südfrankreich und dem Donaugebiet bekannt waren. Weitere Überraschung: Die bis dahin in der Nordschweiz einzige vermutete Art fehlte.
