MEK – K2 T1 I1 – Ein vergangenes Meer
In einem tropischen Meeresparadies im Jura-Zeitalter blüht das Leben. Und hinterlässt gewaltige Schichten aus Kalkstein – dem wichtigsten Rohstoff für die klimaschädliche Betonproduktion.
Paddelechsen und Fischsaurier jagen nach Beute. Schwämme und Seelilien bewohnen den Meeresgrund, Ammoniten gaukeln durchs Wasser. Solche Meerestiere haben Schalen oder Skelette aus Kalk. Aus diesen entstehen Schlammschichten, die sich zu Kalkstein verfestigen.
Erdbewegungen heben Jahrmillionen später den versteinerten Meeresgrund hoch und machen den Kalkstein für menschliche Zwecke zugänglich: Kalk wird in vielen Regionen der Welt zur Herstellung von Beton abgebaut.
Stellenweise war der Boden des Jurameers dicht mit Kalkgehäusen von Ammoniten – Vorfahren heutiger Tintenfische – übersät: Tote Tiere sanken auf den Grund, wo Aasfresser wie Seeigel und Seesterne ihre Körper frassen.
Strömungen schwemmten die leeren Schalen zusammen. Gefüllt und zugedeckt mit Schlamm, begann der Jahrtausende dauernde Vorgang ihrer Versteinerung.
Ein Glückfall für Forschende und Fossilienfans: Jahrmillionen später können wir das kunstvoll präparierte Ammonitengrab in seiner ganzen Pracht und Fülle bewundern. Es war voller Leben, weil Meeresbewohner wie Austern oder andere Muscheln sich gerne auf hartem Untergrund ansiedeln.
→ Objekt in Bodenvitrine
Das Jurameer veränderte sich in seiner etwa 50 Millionen Jahre langen Geschichte immer wieder. Es überflutete neue Gebiete und zog sich aus anderen zurück. Doch im Wesentlichen waren die Meere des Jura-Zeitalters seicht und tropisch warm wie heute beispielsweise auf den Bahamas.
Im Tropenparadies tummelten sich vielfältige Tiergemeinschaften – von dichtgepackten Schwammrasen am Meeresboden bis zu mächtigen räuberischen Fischsauriern im offenen Wasser.
Es war auch Heimat der einzigartigen vierflossigen Paddelechsen: Die Plesiosaurier sind in der Fantasie nicht ausgestorben, sondern spuken noch heute als «Monster von Loch Ness» in den Köpfen herum.
Unerwartete Verwandte auch in einer tropischen Wasserwelt: Mit kleinen pelzigen Tieren wie Morganucodon treten erste Formen von Säugetieren auf.
Sie legen noch Eier, doch Körperbau, Fell und Zähne weisen sie als Ahnen aller heutiger Säugetiere aus – von Spitzmaus bis Blauwal – und damit auch des Säugetiers Mensch.
Die Bewohner des Jurameers bauten mit Kohlendioxid CO₂ und Kalzium Ca ihre Schalen und Skelette aus Kalk auf. Dies beeinflusst unsere Gegenwart.
Aus Kalkstein und Mergel wird Zement produziert, eine Zutat von Beton. Beim Brennen des Gesteins wird das im Kalk gebundene CO₂ wieder frei und trägt massiv zur Erderwärmung bei.
Meterhohe Seelilien – trotz ihres Namens Tiere – wogten im tropischen Meer. Ein inneres Skelett aus Kalk stützte ihre filigranen Körper.
Ähnliche Kalkplättchen sind auch bei den wunderbar erhaltenen Seesternen sichtbar. Aus solchen Überresten toter Meerestiere entstanden im Lauf der Zeit mächtige Kalkschichten.
Seit vielen Jahrmillionen bilden Schwämme wundersame Meeresgärten, in denen es von Mitbewohnern wie Seeigeln, Seelilien und Seesternen nur so wimmelt.
Bei manchen Schwämmen bilden feine Nadeln aus Kieselsäure oder Kalk ein inneres Skelett. Nur von diesen Tieren sind Versteinerungen – Fossilien – erhalten.
→ Objekte in Bodenvitrine
Zeuge eines Dramas vor 180 Millionen Jahren: Ein junges Meereskrokodil hat – vielleicht bei einer wilden Jagd – den Unterkiefer gebrochen.
Man kann sehen, dass die Verletzung wieder verheilt ist – doch das Tier erwischte wohl keine Beute mehr. Es ist schliesslich verendet, im Bodenschlamm versunken und versteinert.
- A: Urtümlicher Fisch, Lepidotes, mit dicken, harten Schuppen, 0.5 m lang, in Bodenvitrine
- B: Meereskrokodil, Pelagosaurus, mit gebrochenem Kiefer, 3 m lang, in Wandvitrine
- C: Seeigel, ähnlich wie die heutigen Tiere
- D: Ein «Ammonitengrab», Gehäuse von Vorfahren heutiger Tintenfische, in Bodenvitrine
- E: Morganucodon, ein Vorfahre der heutigen Säugetiere – auch des Menschen, 0.1 m lang
- F: Belemnit, ähnlich wie heutige Kalmare. Innenskelett bis 0.7 m lang
- G: Fischsaurier, Ichthyosaurier, erinnern an Delfine, sind aber Reptilien, 4 m lang
- H: Paddelechse, Plesiosaurier, das Monster von Loch Ness? 20 m lang
- J: Ammonit, ein Vorfahre heutiger Tintenfische, bis 1.5 m Durchmesser, in Bodenvitrine
- K: Seesterne, ähnlich wie die heutigen Tiere, in Wandvitrine
- L: Schwämme, ähnlich wie die heutigen Tiere, in Bodenvitrine
- M: Seelilie, ähnelt einer Pflanze, ist aber ein Tier. Bis 12 m hoch, in Wandvitrine
Wie alle Erdbewohner sind wir Menschen untrennbar mit der Geschichte unserer Heimat, dem Planeten Erde verbunden.
Wir sind über unfassbar lange Zeit aus einer Reihe erstaunlicher Ahnen hervorgegangen – den allermeisten sieht man die Verwandtschaft mit uns nicht an. Sichtbar sind hier wenige wichtige Stationen.
Begegnung mit erstaunlichen Verwandten
- Mensch
-
Homo sapiens
170 cm
ab 0.3 Mio. Jahre
Holozän
- Früher Affe
-
Aegyptopithecus
60 cm
38-29 Mio. Jahre
spätes Eozän – frühes Oligozän
- Erstes affenartiges Tier
-
Purgatorius
20 cm
65 – 57 Mio. Jahre
Paleozän
- Frühes Säugetier mit Plazenta
-
Eomaia
15 cm
130 – 125 Mio. Jahre
frühe Kreide
- Frühes Säugetier
-
Morganucodon
11 cm
220 – 170 Mio. Jahre
späte Trias – mittlerer Jura
- Säugetrierähnliches Reptil
-
Dimetrodon
350 cm
300 – 272 Mio. Jahre
frühes Perm
- Säugetrierähnliches Reptil
-
Haptodus
150 cm
310 – 285 Mio. Jahre
spätes Karbon – frühes Perm
- Erstes Tier mit «Rückgrat»
-
Myllokunminigia
2.8 cm
525 – 520 Mio. Jahre
frühes Kambrium
- Erste Einzeller
-
0.0001 – 0.00001 cm
Ab 3'600 Mio. Jahre
frühes Präkambrium