Key Visual Ausstellung «Mensch, Erde! Das Klima im Wandel»

K4 - Karbon - Innen

MEK – K4 T1 I1 – Ein Sumpf voller Monster

Libellen, gross wie Elstern. Tausendfüsser, denen man nicht begegnen möchte: Im Zeitalter des Karbons wurden viele Lebewesen riesig. Es war warm und feucht, das Leben wucherte.

Es herrschten traumhafte Bedingungen für Sumpfbewohner. Die heute unscheinbaren Bärlapp- Pflanzen und Schachtelhalme ragten mit meterdicken Stämmen in den Himmel. Amphibien erlebten ihre Blütezeit und beherrschten den Sumpfwald.

An Land lauerten erste Reptilien – darunter auch Vorfahren der Säugetiere, und damit des Menschen.

Diese Welt ist uns fremd. Doch ihre Lebensfülle führt direkt in die Gegenwart: Die üppigen Wälder wurden zur Kohle, die wir heute verbrennen.

MEK – K4 T2 I1 – Von Waldwelten zu Kohlenschicht

Die Wälder des Karbon-Zeitalters sind eine einzigartige Erscheinung der Erdgeschichte. Nur damals waren ganze Kontinente von einer solch üppigen Pflanzenwelt bedeckt.

Über Jahrmillionen speicherten die Gewächse unvorstellbare Mengen Kohlenstoff C in ihren Blättern und Stämmen – mithilfe ihres Blattgrüns, dem Sonnenlicht und dem Kohlendioxid CO₂ aus der Luft.

Abgestorbene Pflanzen versanken im Sumpf, und Überschwemmungen bedeckten sie mit Ton und Sand. Aus den Pflanzenresten entstand Torf, dann Kohle. Diese Kohlevorkommen verbrennen wir seit Beginn der Industrialisierung. So gelangt das Treibhausgas CO₂ aus den urzeitlichen Pflanzen wieder in die Luft.

MEK – K4 T2 I2 – Gross, grösser, am grössten

Tiere und Pflanzen im Karbonsumpf wurden riesig: Für diese Lebewesen herrschte das Paradies auf Erden.

Die heute bei uns etwa kniehohen Schachtelhalme und Bärlapp-Pflanzen – zu denen auch die damaligen Schuppenbäume gehören – wurden über 30 Meter hoch. Für sie war diese Welt optimal: Keine Konkurrenz, immer feucht, Temperatur und Kohlendioxid CO₂ Gehalt der Luft sehr hoch.

Diese enthielt zudem fast doppelt so viel Sauerstoff O₂ wie heute, weil die riesigen Wälder viel produzierten und wenig verbrauchten. Wahrscheinlich wurden deshalb auch Libellen oder Tausendfüsser zu Giganten: Mehr Sauerstoff bedeutete mehr Energie für Wachstum und Bewegung.

MEK – K4 T3 I1

Detailliert erhaltene Rindenstücke, Blätter, Samen oder Sporen von beispielsweise farnähnlichen Gewächsen oder Schuppenbäumen enthalten unzählige Informationen über das Leben und Vergehen der grünen Riesen.

Solche und viele weitere Fossilien spiegeln die ebenso fremde wie vielfältige Pflanzenwelt im Sumpf.

MEK – K4 T3 I2

Aus dem Sumpfwald ins Kohlekraftwerk: Schuppenbäume waren im Karbon-Zeitalter oft die häufigsten Pflanzen – viele Kohlevorkommen bestehen zu einem grossen Teil aus deren Überresten.

Das Kohlendioxid CO₂, das bei ihrer Verbrennung entsteht, stammt aus diesem für Menschen unbewohnbaren Tropenparadies.

MEK – K4 T3 I3

Ein solch urzeitlicher Wald stand auch dort, wo sich heute die Schweizer Alpen erheben: Im Jahr 2004 kamen beim Bau des Lötschberg-Basistunnels, der unter den Alpen durchführt, versteinerte Pflanzen aus dem Karbon-Zeitalter zum Vorschein. Viele davon waren Schachtelhalme wie dieser, nur nicht so gross.

→ Objekte in Bodenvitrine

MEK – K4 T3 I4

Unerwartete Verwandte auch im Monstersumpf: In diesem echsenartigen Tier steckt bereits die Zukunft des Menschen.

Haptodus sieht aus wie ein Reptil – doch er trägt als unser Ahne schon Merkmale der späteren Säugetiere in sich. Dies zeigt sich etwa im Aufbau seiner Zähne und des Schädels.

MEK – K4 T3 I5

Die fast drei Meter langen Tausendfüsser scheinen einem Horrorfilm entsprungen. Wer ihnen heute begegnen würde, hätte aber nicht viel zu befürchten:

Der grösste Gliederfüsser aller Zeiten war kein Jäger. Er bewegte sich mit kurzen Beinen gemächlich durch den Sumpfwald und knabberte totes Pflanzenmaterial.

MEK – K4 T3 I6

Unter Wasser, zwischen den Wurzeln der mächtigen Pflanzen versteckt oder im Dickicht an Land machte eine furchterregende Kreatur Jagd auf alles, was sich erwischen liess.

Das bis zu vier Meter lange Amphib fing seine Beute mit einem riesigen Maul voller spitzer Zähne – es erinnert etwas an ein heutiges Krokodil.

Infopool
  • A: Bärlappgewächs, Schuppenbaum, 35 m hoch, in Wandvitrine
  • B: Riesenlibelle, Meganeura, ein ausdauernder Jäger, Flügelspannweite 0.7 m
  • C: Tausendfüsser, Arthropleura, ein harmloser Pflanzenfresser, 2.6 m lang
  • D: Schachtelhalme, Calamiten, 30 m hoch, in Wand- und Bodenvitrine
  • E: Bärlappgewächs, Siegelbaum, 30 m hoch, in Wandvitrine
  • F: Haptodus, ein Vorfahre der heutigen Säugetiere – auch des Menschen, 1.5 m lang
  • G: Amphib, Pholiderpeton, ein Fleischfresser, 4 m lang
  • H: Farnähnliche Gewächse, 10 m hoch, in Wand- und Bodenvitrine
  • J: Reptil, Hylonomus, ein Insektenjäger, 0.2 m lang
Ahnentafel

Wie alle Erdbewohner sind wir Menschen untrennbar mit der Geschichte unserer Heimat, dem Planeten Erde verbunden.

Wir sind über unfassbar lange Zeit aus einer Reihe erstaunlicher Ahnen hervorgegangen – den allermeisten sieht man die Verwandtschaft mit uns nicht an. Sichtbar sind hier wenige wichtige Stationen.

Begegnung mit erstaunlichen Verwandten

Mensch

Homo sapiens 

170 cm 

ab 0.3 Mio. Jahre

Holozän

Früher Affe

Aegyptopithecus

60 cm 

38-29 Mio. Jahre

spätes Eozän – frühes Oligozän

Erstes affenartiges Tier

Purgatorius

20 cm 

65 – 57 Mio. Jahre

Paleozän

Frühes Säugetier mit Plazenta

Eomaia 

15 cm 

130 – 125 Mio. Jahre

frühe Kreide

Frühes Säugetier

Morganucodon

11 cm

220 – 170 Mio. Jahre

späte Trias – mittlerer Jura

Säugetrierähnliches Reptil

Dimetrodon

350 cm

300 – 272 Mio. Jahre

frühes Perm

Säugetrierähnliches Reptil

Haptodus 

150 cm 

310 – 285 Mio. Jahre

spätes Karbon – frühes Perm

Erstes Tier mit «Rückgrat»

Myllokunminigia

2.8 cm 

525 – 520 Mio. Jahre

frühes Kambrium

Erste Einzeller

0.0001 – 0.00001 cm

Ab 3'600 Mio. Jahre

frühes Präkambrium

Willkommen auf dem eGuide des NMBE

Mit dem eGuide können sie Ausstellungen virtuell in ihrer gewünschten Sprache erkunden und neben den Ausstellungstexten teils auch zusätzliche Informationen und Geschichten zu diversen Objekten im Museum entdecken.