Texte in der Ausstellung Wunderkammer

3. Konservieren für die Ewigkeit

Eine wissenschaftliche Sammlung anzulegen ist eine Kunst für sich. Denn alles tierische oder pflanzliche Material, das nicht fachgerecht konserviert wird, fällt Bakterien, Schimmel oder Insekten zum Opfer, bleicht aus im Licht oder zerfällt an der Luft.

In Nasssammlungen wie unserer «Wunderkammer» sind Konservierungsmittel wie Alkohol und Formaldehyd, wenig Licht, kühle Temperaturen, dichte Verschlüsse und die richtige Luftfeuchtigkeit nötig, um den Zerfall aufzuhalten: Die Sammlungen sollen für die Ewigkeit aufbewahrt werden und auch für künftige Fragestellungen bereitstehen. 

3.1 Bleicher Frosch

Der bleiche Frosch ist durch ungünstige Lagerung beschädigt: Licht und hohe Temperaturen haben seine Farbpigmente zerstört – er war lange Tageslicht und Zimmertemperatur ausgesetzt. Das unversehrte Exemplar hingegen lagerte konstant kühl und dunkel – wie in unserer «Wunderkammer». 

3.2 Sammlungen und der Zahn der Zeit

Die Sammlung des Naturforschers Emil Göldi ist nicht nur eine nützliche historische Referenz, sondern auch ein gutes Beispiel für den Aufwand, der nötig ist, um eine Sammlung über einen langen Zeitraum hinweg zu erhalten. Zwischen 1898 und 1911 schickte Göldi, ein Pionier der Erforschung des Amazonasgebiets, 9.645 Insekten, 2.964 Vögel, 987 Säugetiere und eine Vielzahl von Reptilien, Fischen und Amphibien an das Naturhistorische Museum in Bern - er traute den Exemplaren nicht zu, dem tropischen Klima Brasiliens zu widerstehen. Die jahrelange Lichteinwirkung, die hohe Luftfeuchtigkeit und die hohen Temperaturen haben bei einigen dieser wertvollen Vertreter der erstaunlichen Artenvielfalt des Amazonasgebietes ihre Spuren hinterlassen - eine kleine Auswahl davon ist hier ausgestellt.

3.3 Präparationsfehler Fische

Diese Fische wurden in den 1920er Jahren fachgerecht konserviert. Doch wenn Präparate in Sammlungen nicht regelmässig gepflegt werden, nehmen sie Schaden: Aus den Körpern herausgelöste Bestandteile wie Fette und Eiweisse haben die Konservierungsflüssigkeit getrübt, und beim Deckel ist Schimmel zu sehen.

3.4 Steinmann-eawag Sammlung: Wertvoller Zeitzeuge

Diese Sammlung ist ein unersetzliches Archiv der Fischvielfalt der Schweiz aus den Jahren 1871-1953. Sie dokumentiert den Artenreichtum, bevor eine Phase massiver Gewässerverschmutzung viele Fischarten verschwinden liess. Sie ist die wichtigste historische Referenzsammlung für die laufende Erforschung der einheimischen Fischvielfalt. Der wissenschaftliche Schatz fiel vor Jahren fast einer Aufräumaktion zum Opfer, was jedoch ein Forscher verhindern konnte. Schliesslich kam die Sammlung an unser Museum, wo Fachleute sie in sorgfältiger Arbeit restauriert und vor dem Zerfall bewahrt haben.

3.5 Dokumentation des Verschwindens

Die Steinmann-eawag Sammlung dokumentiert unter anderem, welche Auswirkungen die nach dem zweiten Weltkrieg stark zunehmende Gewässerverschmutzung auf die Fischwelt hatte: 7 Felchenarten sind deswegen verschwunden. Phosphate aus neuen Waschmitteln, Gülle aus der Landwirtschaft und ungeklärte Abwässer überdüngten die Gewässer. Dadurch raubte massives Algenwachstum den Seen buchstäblich die Luft: Felchen, die ausschliesslich in sauerstoffreichem, klarem Wasser in grosser Tiefe lebten, starben aus. Die damalige Verschmutzung konnte man stoppen – doch heute drohen neue Gefahren.

3.6 Kostbare Raritäten:

Es gibt in wissenschaftlichen Sammlungen nur wenige Exemplare ausgestorbener Felchen. Solche Präparate sind die einzigen handfesten Beweise, dass die Tiere jemals existiert haben. Die Arten sind weltweit für immer verloren – wie viele Felchen kamen sie nur ganz lokal in einzelnen Seen vor.

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